Prävention in verschiedenen Bereichen unseres Lebens - und die Partnerschaft?
Wir putzen Zähne.
Kaufen frische Erdbeeren.
Wir lassen Wartungen am Auto durchführen.
Und bewahren Gegenstände, die für die Kinder gefährlich sind, an einem sicheren Ort auf.
Um zu erhalten und zu schützen, was uns wichtig ist.
Für Stärkung.
Um Schieflagen zu vermeiden.
Oder größere Schäden.
In einem Bereich machen wir es anders: in der Partnerschaft.
Die meisten Paare wurschteln sich eine sehr lange Zeit irgendwie durch.
Und dann sind irgendwann nicht nur ein paar verletzende Sätze gefallen sind. Sondern es wurden ganze Streit-Kapitel geschrieben. Oder zwei Menschen haben sich miteinander eingerichtet und kommen irgendwie klar. Ohne wirklich zufrieden zu sein.
... Und manche Paare entschließen sich, eine Paartherapie zu machen. Oder eine Online-Paarberatung.
Was bringen Paare mit, die sich - vielleicht sogar frühzeitig - zu Paarberatung oder Paartherapie entschließen ?
Paare, die sich für eine Paartherapie oder -beratung entscheiden, haben etwas, was ich eine günstige Fehlerkultur nenne.
Diese Fehlerkultur zeigt sich auf verschiedene Weisen:
Sie setzen Paartherapie nicht damit gleich, gescheitert zu sein. Im Gegenteil.
Sie sind überzeugt davon, dass es normal ist, auf dem Meer des Lebens auch mal die Orientierung zu verlieren.
Dass es passieren kann, in eine Sackgasse zu geraten. Und, dass wir uns Hilfe holen dürfen, um aus einer Sackgasse wieder herauszukommen.
Diese Paare gehen davon aus, dass Stolpersteine in der Kommunikation, Streit und Krisen in der Partnerschaft erst einmal ein Hinweis darauf sind, dass es irgendwo hängt. Nicht mehr und nicht weniger. Und gleichzeitig ahnen sie, dass es auch anders gehen könnte. Wie auch immer dieses "anders" aussieht...
Diese Paare gehen davon aus, dass ein erster Termin womöglich nicht alles lösen wird. Sondern der Beginn eines Weges ist. Und auf diesem Weg kann es Abzweigungen geben. So kann es beispielsweise sein, dass die erste Fachperson noch nicht die Richtige ist - mit der sich beide wohlfühlen - und es mehr als einen Anlauf braucht.
Diese Paare wissen, dass wir als Menschen Ressourcen brauchen, um Probleme zu lösen. Als Eltern von jungen Kindern leben wir unter chronischer Ressourcenknappheit. Insbesondere bei wenig Unterstützung in der Kinderbetreuung. Diese Ressourcenknappheit muss nicht bedeuten, dass Paarberatung und Paartherapie nicht möglich sind. Sondern sie bedeutet, dass wir uns im Rahmen des möglichen bewegen können. Vielleicht ist es möglich, eine E-Mail-Beratung zu machen. Oder die Termine finden online statt. Oder in großen Abständen.
Und manchmal sind es nicht Zwei, die eine Paartherapie machen. Sondern nur eine*r von beiden. Weil sich eine Person nicht davon abhalten lässt, auf die Partnerschaft zu schauen, wenn Beratung und Therapie (gerade) nicht für beide passt. Eigene Vorstellungen, Bedürfnisse und Gestaltungsmöglichkeiten können einen Platz finden - auch in Einzelberatung. Dahinter steht die Überzeugung, dass beide profitieren, wenn sich (erst einmal) eine*r auf den Weg macht.
Eine Fehlerkultur zu leben gehört meines Erachtens nach zu den wertvollsten Dingen, die wir für uns selbst und auch auf dem Weg in eine erfüllte und lebendige Partnerschaft tun können.
Auch für unsere Kinder. Denen wir zeigen dürfen, dass es manchmal nicht rund läuft. Sondern herzförmig.
Dies ist das Blog des Halthafens.
Meine Texte ergeben sich aus der Beschäftigung mit psychologischer und systemischer Literatur und Forschung, meinen Erfahrungen in der Paarberatung und Paartherapie mit Eltern in meiner Praxis in Darmstadt und online sowie aus meinem Leben als Mama von zwei Kindern. Wenn du über neue Texte informiert werden magst, folge mir gerne auf Instagram oder trage dich gern für meinen Newsletter ein.