Was Schnecken bei Gefahr, Kälte und Hitze machen - und wir manchmal auch
Schnecken sind „Haustiere“. Bei Gefahr, Kälte oder, wenn es ihnen zu heiß wird, ziehen sie sich ihn ihr schützendes Schneckenhaus zurück.
Wenn Paare Eltern werden, kommen gleich zwei Bereiche zusammen, in denen Wärme und Kälte manchmal eng beieinander liegen: Freude und großes Glück einerseits und Herausforderung - auch Schmerz - andererseits.
In Momenten von Herausforderung und Überforderung gehen wir manchmal in einer Weise miteinander um, in denen es uns geht wie den Schnecken: vor lauter Kälte – oder starker Hitze – möchten wir uns in unserem Schneckenhaus verkriechen.
Es ist normal. Dass es solche Momente gibt. Als Paar. Und als Familie überhaupt.
Herausforderungen im Alltag als Paar mit Kindern und wie wir unser Schneckenhaus nutzen könnten
Im Alltag als Paar mit Kindern besteht für uns grundsätzlich ein gewisses Risiko, an die eigenen Grenzen zu kommen. Die Grenzen unseres inneren „Wohlfühlbereichs“. Und außerhalb dieser Grenzen ist es für uns biologisch gesehen gar nicht möglich einander zuzuhören, den anderen Blickwinkel einnehmen zu können und konstruktiv nach Lösungen zu suchen. Stattdessen neigen wir zum Schimpfen und Streiten.
Dieses grundsätzliche Risiko, an die eigenen Grenzen zu kommen, hängt mit verschiedenen Dingen zusammen. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind eines dieser Dinge.
Und daneben gibt es einige individuelle Faktoren:
- Wenn uns Modelle fehlen. Dafür, wie eine liebevolle, gleichwürdige Partnerschaft aussehen könnte. Und der liebevolle Umgang mit den Kindern. Gerade in stressreichen Situationen und ganz praktisch im Alltag.
- Durch bestimmte Erfahrungen in den ersten Lebensjahren haben manche von uns ein eher „reaktives Stress-System“. Das bedeutet: wir rutschen tendenziell schnell aus unseren Wohlfühlbereich heraus. Wenn das passiert, gelingt uns nicht, uns so zu verhalten, wie wir es eigentlich möchten. Oder eben erst, wenn wir viel geübt haben.
- Wenn wir als Familie zusammenleben, kommen Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Bedürfnissen auf engem Raum zusammen. Jedes Familienmitglied hat sein individuelles Wohlfühlfenster, in dem es bestrebt ist zu bleiben. Und manchmal widersprechen sich diese Bestrebungen (was einen Menschen entspannt, stresst vielleicht den anderen. Zum Beispiel braucht ein Familienmitglied abends Ruhe, ein anderes Familienmitglied Bewegung und Lautstärke).
Da ist es manchmal hilfreich, sein eigenes, mobiles und kuscheliges Häuschen zu haben.
Und gleichzeitig dürfen wir, wenn wir uns eine lebendige und glückliche Partnerschaft wünschen, immer mal prüfen, was wir damit dann machen.
Gelingt es uns wieder herauszukriechen?
(Wenn wir dauerhaft im Schneckenhaus sitzen, wird es insbesondere auch für die Kinder schwierig. Denn sie brauchen Erwachsene, die da sind.)
Gelingt es uns, aufeinander zuzugehen? Uns beieinander zu entschuldigen? Die Verantwortung für unser Verhalten zu übernehmen?
Und manchmal ist es eine gute Idee, hier und da etwas umzugestalten, damit sich alle aus ihrem Häuschen heraustrauen.
Es gibt verschiedenen Wege, um als Paar einen Umgang mit Gefahr, Kälte und Hitze zu finden. Paarberatung und Paartherapie können Teil des Weges sein.
Dies ist das Blog des Halthafens.
Meine Texte ergeben sich aus der Beschäftigung mit psychologischer und systemischer Literatur und Forschung, meinen Erfahrungen in der Paartherapie mit Eltern in meiner Praxis in Darmstadt und der Paarberatung online sowie aus meinem Leben als Mama von zwei Kindern. Wenn du über neue Texte informiert werden magst, folge mir gerne auf Instagram oder trage dich gern für meinen Newsletter ein.